2. Raunacht
26. Dezember
Intuition
Hören.
Wahrnehmen.
Erkennen.
Die zweite Rauhnacht steht für Intuition. Sie lädt dich ein, still zu werden und der leisen Stimme in dir zuzuhören: Was meldet sich, wenn der Lärm des Alltags kurz verstummt? Welche Gedanken kehren immer wieder zurück, auch wenn du sie im Alltag gern wegschiebst? Intuition ist kein mystischer Blitz, sondern ein feines inneres Wissen, das oft überhört wird zwischen To-dos, Erwartungen und äußeren Meinungen. In dieser Nacht darfst du üben, dieser inneren Stimme Raum zu geben – ohne sie sofort erklären oder begründen zu müssen.
Bevor du in das Thema dieses Tages eintauchst, beginne wieder mit ein paar freien Minuten Journaling. Notiere, was aus der Nacht, aus Träumen oder aus den Eindrücken des Tages in dir nachklingt. Gedanken, Fragmente, Sätze, Bilder – alles darf auf das Papier, ungefiltert und ohne Anspruch, „sinnvoll“ zu sein. Kehre im Laufe des Tages immer wieder kurz zu diesen Notizen zurück und spüre, welche Themen sich verdichten oder wiederholen. So bereitest du den Boden dafür, dass du deine Intuition überhaupt wahrnehmen kannst.
Intuition ist die Verbindung zwischen deinem inneren Wissen und deinen Entscheidungen. Sie zeigt sich oft zuerst als leises Ziehen, als Körpergefühl, als spontaner Impuls – lange bevor der Verstand Argumente formuliert. Im Alltag wird sie schnell überdeckt: durch Routinen, durch die Stimmen anderer, durch die Angst, etwas falsch zu machen. In dieser Nacht holst du sie bewusst zurück. Nicht, indem du nach „richtigen“ Antworten suchst, sondern indem du beobachtest, was in dir spricht, wenn nichts von dir verlangt wird. Intuition heißt: dir selbst genug zu vertrauen, um das zu hören, was du längst weißt.
Für dein Leben und Arbeiten ist Intuition ein innerer Kompass. Sie macht sichtbar, wo du gegen dich arbeitest – in Angeboten, Projekten oder Beziehungen, die sich schwer anfühlen – und wo du im Einklang mit dir bist. Heute geht es nicht darum, sofort große Entscheidungen zu treffen, sondern darum, ehrlicher wahrzunehmen: Welche Ideen machen dich weit, welche eng? Wo spürst du Vorfreude, wo nur Pflichtgefühl? Wenn du dieses feine Wissen zulässt, entsteht eine andere Art von Klarheit: Du musst nichts beweisen, du darfst einfach registrieren, was sich stimmig anfühlt und was nicht.
Ein Augenblick zum Ankommen, bevor deine innere Stimme lauter wird
Nimm dir heute bewusst einen Moment der Stille, bevor du schreibst. Setz dich bequem hin, leg dein Handy außer Reichweite und erlaube dir, für ein paar Minuten nichts zu tun. Lausche den Geräuschen um dich herum, deinem Atem, den Gedanken, die kommen und gehen. Du musst nichts festhalten, nichts weiterdenken. Dieser kleine Stillstand ist wie ein inneres Türöffnen: Erst wenn das Außen leiser wird, kann das Innen hörbar werden.
Was sagt mir meine innere Stimme, wenn ich mir erlaube, ihr wirklich zuzuhören?
Lass diese Frage langsam in dir wirken. Du musst sie nicht sofort beantworten. Nimm wahr, welche Bilder, Erinnerungen oder Sehnsüchte auftauchen, wenn du an sie denkst. Vielleicht meldet sich eine Idee, die schon lange da ist, eine Entscheidung, die du vor dir her schiebst, oder ein Wunsch, den du noch nicht ernst genommen hast. Halte fest, was wiederkehrt – nicht, um es gleich umzusetzen, sondern um anzuerkennen, dass es da ist. Diese Frage begleitet dich durch die heutigen Arbeitsblätter: Sie verbindet deinen inneren Raum mit deinem äußeren Handeln.
Dein Zuhören heute ist keine Prüfung, sondern eine Einladung. Du musst nichts „richtig“ spüren, nichts erzwingen, nichts besonders intuitiv sein. Es reicht, wenn du ehrlich bemerkst, welche Signale sich zeigen – im Körper, in deiner Stimmung, in den Gedanken, die sich nicht vertreiben lassen. So wird sichtbar, wo du deinem eigenen Empfinden vertraust und wo du dich lieber an äußeren Stimmen orientierst. Beides darf da sein. Intuition bedeutet nicht, den Verstand auszuschalten, sondern ihm eine Verbündete zur Seite zu stellen.
Im nächsten Schritt geht es dann weiter vom reinen Wahrnehmen zum Vertrauen. Du beginnst, die Impulse zu sortieren: Was fühlt sich nach mir an – und was eher nach Erwartung? Welche inneren Signale möchtest du ernst nehmen, auch wenn sie noch keinen fertigen Plan haben? Gleichzeitig öffnest du den Raum für erste leise Entscheidungen: kleine Schritte, Haltungen oder Ausrichtungen, die dein kommendes Jahr prägen dürfen. Nicht laut, nicht dramatisch, sondern still und konsequent – ausgehend von dem, was deine innere Stimme dir heute zeigt.