1. Raunacht

25. Dezember

Klarheit

Still werden. Sammeln, sortieren, loslassen.

Die erste Rauhnacht steht für Klarheit. Sie lädt dich ein, dein Jahr in Ruhe zu betrachten: Was hat dich gestärkt, was hat dich gefordert, was hat dich wachsen lassen? Oft fehlt im Alltag die Zeit, genau hinzusehen und die eigenen Erfahrungen wirklich einzuordnen. Heute darfst du sammeln, sortieren und loslassen, ohne Druck, ohne fertige Antworten. Du schaffst dir den Raum, aus dem neue Gedanken entstehen können. Denn jeder bewusste Neuanfang beginnt mit einem klaren Blick auf das, was war.

Bevor du in das Thema dieses Tages eintauchst, beginne mit ein paar freien Minuten Journaling. Nimm wahr, was aus der Nacht und dem Vortag in dir nachklingt, notiere Gedanken, Bilder oder Gefühle, ungefiltert und ohne Bewertung. Kehre im Laufe des Tages immer wieder kurz zu diesen Notizen zurück.

Klarheit entsteht nicht aus perfekten Plänen, sondern aus dem Mut, den eigenen Blick zu schärfen. Sie ist der Moment, in dem sich Gedanken ordnen, Prioritäten sichtbar werden und das Eigentliche wieder durchscheint. Klarheit bedeutet, sich selbst ernst zu nehmen: die eigenen Bedürfnisse, Werte, Grenzen und Wünsche. Sie ist kein Zustand, den man einmal erreicht und dann behält, sondern ein Prozess, der im Alltag leicht verloren geht, zwischen Erwartungen, Routinen und Verpflichtungen. In dieser Nacht holst du sie bewusst zurück, leise und ohne Druck, indem du schaust, was in deinem Leben und Arbeiten wirklich zählt.

Klarheit ist die Grundlage jeder Veränderung. Bevor etwas Neues entstehen kann, brauchst du ein Gefühl dafür, was dich trägt und was dich ausbremst. Heute geht es darum, zu erkennen, was dir guttut, was dir Energie gibt und was du hinter dir lassen möchtest. Nicht, weil du alles sofort ändern sollst, sondern weil du verstehen darfst, welche Muster und Entscheidungen dein Jahr geprägt haben. Wenn du diesen Blick zulässt, entsteht eine innere Ruhe: Du musst nichts erzwingen, du darfst nur ehrlich hinsehen.

Ein Augenblick zum Ankommen, bevor Gedanken Form bekommen

Nimm dir heute einen stillen Moment, bevor du mit dem Schreiben beginnst. Setz dich bequem hin, leg dein Handy außer Reichweite und lass Geräusche, Gedanken und Eindrücke einfach da sein, ohne sie festzuhalten. Atme ein paar Mal ruhig durch und erlaube dir, nicht sofort zu reagieren oder zu planen. Dieser kleine Stillstand öffnet den Raum, in dem Klarheit entstehen kann, nicht durch Tun, sondern durch bewusstes Wahrnehmen.

Was möchte ich aus diesem Jahr mitnehmen und was darf ich zurücklassen?

Nimm dir Zeit, diese Frage langsam wirken zu lassen. Du musst sie nicht perfekt oder abschließend beantworten. Sammle Eindrücke, Situationen und Gefühle, die dein Jahr geprägt haben, und ordne sie nach dem, was bleiben darf und dem, was gehen kann. Diese Frage begleitet dich durch die heutigen Arbeitsblätter: Sie verbindet deinen Rückblick mit deiner Sortierung und hilft dir, aus vielen einzelnen Momenten eine klare Richtung zu formen. Es geht nicht um Vollständigkeit, sondern darum, ehrlich zu erkennen, was dich getragen hat und wovon du dich lösen möchtest.

Der Rückblick ist keine Leistungsbilanz, sondern eine Bestandsaufnahme deiner gelebten Wirklichkeit. Du schaust nicht darauf, was du geschafft hast, sondern darauf, was dich innerlich bewegt hat: Erlebnisse, Begegnungen, Tätigkeiten, all das, was dich gestärkt, berührt oder wachsen lassen hat. Gleichzeitig darf auch sichtbar werden, wo Energie verloren ging: in Aufgaben, Erwartungen oder Kontakten, die dich ermüdet oder gebremst haben. Beides gehört zusammen. Denn Klarheit entsteht nicht aus Schönfärberei oder Selbstkritik, sondern aus dem Mut, das ganze Bild anzusehen. Erst wenn du erkennst, was nährt und was zehrt, werden Muster sichtbar: wiederkehrende Themen, Beziehungen oder Arbeitsweisen, die dich stärken oder still auslaugen.

Im nächsten Schritt geht es dann weiter vom Sammeln zum Entscheiden. Du prüfst behutsam, was bleiben darf, weil es zu dir passt, und wovon du dich lösen möchtest, weil es dich nicht mehr unterstützt. Gleichzeitig öffnest du den Raum für das Neue: erste Ideen, Sehnsüchte oder Richtungen, die sich melden, noch ohne festen Plan, aber mit einer wachsenden Klarheit darüber, was mehr Platz in deinem Leben bekommen darf.